Lesezeit, Buchempfehlung: Bob Dylan, Paul McCartney

Popkultur, Popmusik, Zeitgeschichte und Philosophie

In diesem Lesezeit-Video werden zwei schöne Bücher vorgestellt. „Die Philosophie des modernen Songs“ von Bob Dylan und „1964 Augen des Sturms“ von Paul McCartney. Beide Bücher eignen sich auch sehr gut zum Verschenken. Schaut euch das Video einmal an und schreibt mir, was ihr davon haltet.

Rolf-Michael Hilkenbach / November 2023

Kulturgeschichte Popmusik – Die Tavares-Brothers

Fotoquelle Andrea Piacquadio Pexel.com (lizensfrei)

Als „Take That“ im Jahr 1992 den Song „It Only Takes A Minute“ von den „Tavares“ coverten unddamit einen ihrer großen Hits landeten, war dies nicht zufällig. Die Boygroup war nicht so einfach aus dem Nichts entstanden. Es gab Vorbilder in der Popkultur: Die „Four Tops“ in den sechziger Jahren und vor allem die „Tavares“ in den 70er und frühen 80er Jahren.

Die „Tavares“ sind eine der erfolgreichsten Bands der Pop-Musikgeschichte, die mit ihrer Musikalität und dem Stil ihres Auftretens einen prägenden Einfluss ausübten. Innerhalb von zehn Jahren – zwischen 1973 und 1983 – hatte die Tavares 27 Hits in den US-amerikanischen und internationalen Charts.  Sie wurden mit einem Grammy ausgezeichnet. 2016 wurden die „Tavares“ in die „Rhode Island Music Hall of Fame (RIMHOF)“ aufgenommen. Hier wird das Vermächtnis von Musikern bewahrt, die einen bedeutenden Beitrag zur nationalen Musikszene der USA geleistet haben. Viele ihrer Songs wurden zu unvergesslichen Evergreens. Zu der Aufkommenden Disco-Ära der 70er Jahre passten sie wie der Deckel auf den Topf, obwohl sich die Band nie als Disco-Band verstand und sich bis heute mehr dem R&B und Soul zuordnet.

Ein Pfund für die Waagschale des Erfolgs war ihr großes Können als Entertainer. Als die „Tavares“ von dem Musik-Label „Capitol Records“ 1968 unter Vertrag genommen wurden, waren sie bereits eine äußerst erfolgreiche und sehr professionelle Showband. Sie hatten schon viele Live-Auftritte in Nightclubs, Bars, Casinos und als Vorgruppe bei Konzerten von anderen Popkünstlern hinter sich. An der Ostküste der USA gehörten sie zu den bekanntesten und beliebtesten Showbands. Ihre Bühnenperformance war stets perfekt. Sie konnten aus dem Stand heraus komplexe Harmonien entwickeln und für ihre Choreografie brauchten sie kein Coaching. Ein eingespieltes Team von fünf Männern, die wussten, wie man mit dem Publikum kommuniziert.

Jedes einzelne Bandmitglied hatte stimmlich Soloqualitäten, aber im Chor waren sie unschlagbar. Und das Besondere: Die „Tavares“ waren fünf Brüder.  Die Band gründete sich im Jahr 1958 als der jüngste der Brüder das neunte Lebensjahr erreichte. Von diesem Zeitpunkt an versuchten die Tavares-Brüder als professionelle Musiker ihr Geld zu verdienen. Die Eltern der Brüder waren selbst als Musiker tätig, der Vater Songschreiber und Sänger, die Mutter und eine Tante waren Sängerinnen. In der Familie wurden die musikalischen Talente der Jungs gefördert. Die Eltern versuchten vor allem ihren eigenen Musikgeschmack den Söhnen nahezubringen, R&B und Soul. Später hatten die Brüder Glück mit der Schule, die sie besuchten. Dort gab es einen sehr guten Musikunterricht, wie die „Tavares“ in einigen Interviews immer wieder betonten.

Als Band wollten sie auch in der Musikindustrie Fuß fassen. Das gelang aber erst zehn Jahre nach der Band-Gründung. Die ersten beiden Alben, die bei „Capitol Records“ mit den „Tavares“ veröffentlicht wurden, hatten Erfolg, waren aber aus Sicht des Managements der Firma nicht erfolgreich genug. Singles und Alben verkauften sich gut an der Ostküste der USA, jedoch nicht im ganzen Land. Die „Tavares“ blieben eine regionale Größe, außerhalb der USA weitgehend unbekannt. Um den kommerziellen Erfolg der Band zu steigern, wurden ihnen von „Capitol Records“ die Musikproduzenten Dennis Lambert und Brian Potter zugeteilt. Sie sollten für die Band einen passenden Sound und die richtigen Songs finden, um einen breiteren Publikumsgeschmack zu erreichen. Lambert und Potter hatten unter anderem schon Jahre zuvor die „Four Tops“ erfolgreich produziert. Mit dieser Erfahrung wollten sie auch für die „Tavares“ ein zeitgemäßes Konzept entwickeln. Dabei waren sie klug genug der Band kein neues Muster überzustülpen. Sie knüpften am Repertoire und Können der fünf Brüder an, wussten dieses Material kreativ für eine neue musikalische Ausrichtung zu nutzen. Daraus ergab sich für beide Seiten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das brachte den landesweiten Erfolg und schließlich auch den internationalen Durchbruch.

Das folgende Video hat keine gute Qualität, zeigt die „Tavares“ aber mit ihrem ersten internationalen Erfolg aus dem Jahr 1974. Es war ihr zweiter number one song in den American-Soul-Charts. In den US-Disco-Charts konnte sich „It Only Takes a Minute“ fünf Wochen auf Platz zwei halten. Das Video zeigt auch sehr gut die typische Performance der Band. „It only takes a minute“ ist eine Mahnung die Liebe nicht zu vergessen, bei all den Dingen, die den Lebensalltag belasten können. Es dauert nur eine Minute, um die Welt wieder in einem anderen Licht zu sehen.

Einer der ersten großen Erfolge nach der Neuausrichtung der Band durch das Produzententeam Lambert/Potter bei „Capitol Records“.

„Dont take away the Music“ 1976

Nimm mir nicht meine Musik. Sie ist ein Fels in meinem Leben. Viele wichtige Erinnerungen sind mit dieser Musik verbunden.

Ebenfalls aus dem Jahr 1976 der zweite große Hit der Tavares in diesem Jahr.

Jedes Mal, wenn ich deine Stimme höreJedes Mal, wenn ich deinen Kuss spüre, sagt es mir: Im Himmel muss ein Engel fehlen. Jedes Mal, wenn ich dein Gesicht sehe denke ich, du musst eine Erscheinung sein. Im Himmel muss ein Engel fehlen!

Interview mit Chubby Tavares aus dem Jahr 2022

Rolf-Michael Hilkenbach / November 2023